Politik im Unterhaltungsformat
Polit-Talkshows moderiert von Anne Will, Maybrit Illner, Frank Plasberg u.v.a.m. sind häufig schon grenzwertig, aber die Polit-Talkshows im ORF sind unübertroffen in der deutschsprachige Medienlandschaft. Unter der Vorspiegelung von seriöser journalistischer Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wird letztlich nichts anderes betrieben, als Boulevard-Unterhaltung auf häufig mehr als fragwürdigem Niveau.
Nehmen wir die Polit-Talkshow „Im Zentrum”, nehmen wir die Sendung vom 27.1.2019 - mit dem Titel: Jobkiller Roboter – Wer hat morgen noch Arbeit?
. „Jobkiller Roboter” war Thema in den 80er und 90er Jahren. Als Jobkiller heute könnten sich im Bereich Digitalisierung Algorithmen und Big Data erweisen. Vor allem ist das Versagen von Politik im Bereich Bildungspolitik in den letzten Jahrzehnten verantwortlich dafür, dass viele Menschen, auch junge Menschen von dieser Entwicklung überfordert werden und nicht mithalten können. Wovon also redet der ORF da? Geht es darum, dass für den Boulevard Roboter eingänglicher sind, als die doch sehr komplexe Materie von Digitalisierung?
Wenn die geladenen Gäste der Talkschow, angefangen von Wirtschaftsministerin Maragrete Schramböck und Richard David Precht über Florian Gschwandtner und einer Gewerkschaftsvertreterin keine ausgewiesenen Experten zum Thema sind, dann geht es wohl weniger um Information und Aufklärung, sondern mutmaßlich um Unterhaltung und Politshow. Precht ist bekannt als Boulevard-Philosoph mit Popularitätsattitüden mit eigener TV Show und einer Selbstüberschätzung als Philosoph. Gschwandtner, der im Wahlkampf Florian Kurz unterstützt hat, ist ein erfolgreicher Jungunternehmer, mit seinem damaligen Startup Runtastic einer der wenigen Shooting-Stars in Österreichs Szene. Aber Runtastik bildet im Bereich Digitalisierung einen sehr, sehr schmalen Aspekt ab. Es geht hier letztlich um eine relativ einfache Technologie im Umfeld des Plattformkapitalismus (Franz Josef Radermacher) und sogenannter Sirenenserver (Jaron Lanier). Mit Robotik und den Herausforderungen von Digitalisierung für den Arbeitsmarkt und Auswirkungen auf die Gesellschaft hat das wenig zu tun. Frau Schramböck ist zwar Wirtschaftsministerin und sollte Ahnung von Digitalisierung haben. Allerdings deutet viel darauf hin, dass sie zum Thema doch eher gebrieft wird.
So werden wichtige und für die Gesellschaft brisante Themen durchgenudelt, abgegriffen. Der ORF wird, zumindest was Talkshows angeht, seinem Bildungsauftrag nicht gerecht. Von den Talkshows der Privatsender in Österreich will ich gar nicht erst reden.
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