Menschenkind
Zugefallen ist mir ein Lebensausschnitt, als ich Toni Morrisons Menschenkind aus dem Bücherregal zog und darin blätterte.
Ich hatte mir angewöhnt, auf der hinteren Innenseite des Buchumschlags nicht nur zu notieren, wann ich das Buch gekauft habe, sondern oftmals auch unter welchen Umständen ich auf das Buch aufmerksam wurde. In Menschenkind fand ich folgenden Eintrag:
26.7. 1994
Auf der Rückreise von Hamburg nach Linz saßen mir im Zug gegenüber eine junge Frau, Karoline Vo… aus Halle, und ein kleines schwarzes Kind, vis-a-vis. Sie las ganz vertieft in diesem Buch, was mich veranlasste, es mir zu kaufen.
Das war meine erste Begegnung mit Toni Morrison, die im Jahr zuvor, 1993, den Literaturnobelpreis erhalten hatte.
Vielleicht muss ich noch hinzufügen, was diese Notiz an weiteren Erinnerungen auslöste. Ich war damals als Redakteur einer Kunst- und Architekturzeitschrift zu einem Redaktionstreffen in Hamburg. Die Redaktion war Gast eines der beiden Herausgeber, eines in Hamburg namhaften Architekten und Denkmalpflegers, der 2015 gestorben ist. Er war ein Weltbürger, gebildet, kultiviert, empathisch und stolz auf seine Enkelin Hannah. Nach all der Arbeit im Redaktionsteam hatte er uns zu sich nach Hause eingeladen. Es war ein wunderbarer Abend. Ich könnte jetzt stundenlang davon erzählen, so präsent und lebendig ist die Erinnerung.
All dies ist mir zugefallen, weil ich die Marotte habe, mir in Büchern solche Notizen zu machen.
Zugefallen ist mir am Tag dieses Eintrags auch ein Zitat von Maurice Blanchot, das Patric Modiano seinem kürzlich in deutsch bei Hanser erschienen Roman „Unischtbare Tinte” vorangestellt hat:
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