Gottes Scheitern
Es begann mit der Schöpfung. Warum konnte Gott die Finger nicht einfach davon lassen? Es kam wie es gekommen ist. Und alle Versuche Gottes, Geschichte und Geschichten gerade zu biegen, scheiterten grandios. Drastisch zeigt sich das beim Bemühen, die offenbar nicht in den Griff zu bekommende soziale und ethische Entropie umzukehren oder zumindest zu stoppen. Das erste Testament kennt da einige Geschichten, die selbst weltanschaulich Unbedarften bekannt sein dürften, wie die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorra wegen ihres Sittenverfalls oder die Zerstörung Jerusalems wegen korrupter politischer Hybris. Da das alles nichts half zog Gott die Reißleine und ertränkte alles Leben, mit wenigen Ausnahmen. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte, nicht wegen der Überschwemmung, sondern weil es Überlebende gab.
Findig schickte er sich selbst in Person Jesu auf die Welt, um am Kreuz alles Leid und alle Sündenhinwegzunehmen, wie es so schön heißt. Völlig umsonst. Spätestens mit Auschwitz musste ihm endgültig klar geworden sein, dass er die Finger von der Schöpfung hätte lassen sollen. Er hat sich umgedreht und seine Schöpfung verlassen. Wer Augen hat zu sehen, der sehe; wer Ohren hat zu hören, der höre. — Amen.
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