Am Ende wird alles gut
Und wenn es nicht gut wird?
Dann ist es nicht das Ende
Kategorie: "gehört"
Erstaunt lese und höre ich wieder öfter von Kosmologien, erlebe, dass in Diskussionen das Denken in Vorstellungen von Religionen und Weltanschauungen durch ein Denken in Kosmologien zumindest ergänzt wird, teilweise infrage gestellt wird — und das durchaus nachvollziehbar.
Die Musik von Astor Piazzola begleitet mich seit meinen Studienzeiten Anfang der Achtziger Jahre. Als ich kürzlich „Los Pajaros Perdidos” hörte, eine Aufnahme von Milva und Piazzola, schon nach den ersten Takten, spülte mich dies in eine intensive Körpererinnerung. Das Gefühl, in einem Bett mit Satinbezügen zu liegen, das Spüren, wie die rauhen Fersen auf Satin fast ein wenig kratzen. Da hatte ich erstmals und viel und vor allem begeistert Astor Piazzola gehört. Das Hören des Liedes, speziell dieses Liedes, hat diese Körpererinnerung wach gerufen.
„Von Grün auf Blau schlagen” ist nicht dasselbe wie „grün und blau schlagen” — Ein bemerkenswerter kleiner, aber beachtlicher Unterschied. →
Die Leiterin der KZ Gedenkstätte Mauthausen findet in ihrem ORF ZIB Statement neu bekannt gewordene Indizien zu einem noch unbekannten, weiter verzweigten unterirdischen KZ und Waffenproduktionsstandort in Gusen „spekulativ” noch bevor sie diese geprüft hat. Der Reflex: Alles ist gut erforscht und alle Unterlagen und Dokumente, die uns vorliegen, [liefern] keinen einzigen Beweis […], der in irgendeine Richtung dieser Spekulationen geht.
Das deutet auf ein verqueres Wissenschaftsverständnis im Sinne von: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Es scheint, als mangele es an wissenschaftstheoretischen Grundlagen und einem Verständnis, das, seit es Karl Popper formulierte, eigentlich zum Basiswissen jeglicher wissenschaftlicher Disziplin zu zählen ist: Es gibt keine absolut gesicherten Erkenntnisse. Sie sind vorläufig, bis sie widerlegt werden. So sieht es auch der renommierte Grazer Historiker Stefan Karner, der davon spricht, dass es bei einer solchen Fülle an Indizien außer Frage steht, dass diesen entsprechend nachgegangen werden muss. ebd.
Siehe dazu den Beitrag im ZDF vom 8.9.2019: Die geheimste Unterwelt der SS
Schranzen - wie lange habe ich das Wort nicht mehr gehört, obwohl es doch so treffsicher auf immer mehr Zeitgenossen zutrifft. Opportunisten nannte ich sie, obwohl sie doch eher Schranzen sind. Wobei opportunistisches Verhalten Schranzen wohl im Blut liegt. Sagen wir so: Alle Schranzen sind Opportunisten, aber nicht jeder Opportunist ist ein Schranz. Wenn sich z.B. Menschen in prekären Lebenslagen opportunistisch verhalten, um ihre wirtschaftliche Situation und damit ihre Daseinssicherung nicht zu gefährden, sind sie noch lange keine Schranzen. Wenn aber Menschen sich um ihrer Karriere willen oder ihrer Eitelkeit willen opportunistisch verhalten, quasi um dazu zu gehören, dann sind das eben Schranzen.
Er sprach:
"Ein gefälliger Mensch hatte einen Weinberg. Er gab ihn Pächtern, damit sie ihn bearbeiteten und er von ihnen seinen Ertrag bekomme.
Er schickte seinen Knecht, damit die Pächter ihm den Ertrag des Weinberges gäben. Sie ergriffen seinen Knecht, verpfügelten ihn und hätten ihn beihnahe getötet. Der Knecht ging zurück und sagte es seinem Herrn.
Sein Herr sagte sich: Vielleicht gab es das ein Missverständnis. Er schickte einen anderen Knecht. Die Pächter verprügelten auch diesen
Da schickte der Herr seinen Sohn und sagte: Vielleicht werden sie meinen Sohn respektieren. Da jene Pächter wussten, dass dieser der Erbe des Weinbergs ist, packten sie ihn und schlugen ihn tot.
Wer Ohren hat zu hören, der höre.
Ein groß gewachsener Vater mit Kampfgewicht wohl deutlich über zwei Zentner und ganz offensichtlich mit sehr kurzer Zündschnur, brüllt seine Kinder, darunter ein Kleinkind an. Entsprechend verwundert nicht die Eskalationsspirale. Die Kinder werden selbst immer lauter, der Kleine schreit und alle werden vom Vater überbrüllt und niedergeschrien. Manchmal ist das Brüllen aus deren Hausinneren bis zu uns ins Haus zu hören.
Da das Brüllen selbst durch geschlossene Fenster dringt, frage ich mich, was man unternehmen kann, bzw. ob man nicht sogar etwas zum Schutz der Kinder unternehmen müsste. Wer ein Kleinkind anbrüllt übt zweifelsohne Gewalt aus.
Wenn manche Nachbarn an Sonntag Nachmittagen lärmen, als seien sie allein auf einer einsamen, verlassenen Insel, dann stellt sich für mich die Frage der Sonntagsruhe wieder ganz neu. Das Maß an Rücksichtslosigkeit erstaunt mich immer wieder.
Über die Straße hörte ich einen Satzfetzen „ … ein Träumer”, was mich hellhörig machte, zumal der Ton etwas abschätzig war, nicht vorwurfsvoll, aber bedauernd, fast mitleidig („Ein Träumer halt”).
Heute Nacht bin ich einem Mann begegnet, der mir von seinem Vater erzählte und dessen Vertrautheit mit einem Gott der spitzen Ohren.
Dabei erinnerte ich mich an Ermunterungen aus meiner Kindheit, meine Ohren zu spitzen und an einen Impuls von Matthäus: Wer Ohren hat zu hören, höre
.
Manche Leute, vorzugsweise Männer, glauben offensichtlich, dass es zwischen Lautstärke und sexueller Potenz einen direkten Zusammenhang gibt. Das wäre eine duchaus plausible Erklärung dafür, warum ein bestimmter Type Männer, zunehmend aber auch Frauen, brüllen, statt sich zivilisiert zu verständigen; Brüllen als eine Art Beschwörungsritual für fehlende, aber zu entwickelnde Potenz.
Unlängst hörte ich im Radio bezogen auf Nachkriegszeit und Kulturkonsum folgende Bemerkung: „ … nämlich, nachdem es kaum mehr etwas zu fressen gab, auf einmal Schönheit wieder eine Rolle spielen zu lassen."
Bundeskanzler Sebastian Kurz und sein Vizekanzler HC Strache haben einen besonderen Hang zur billigen Selbstinszenierung auf Boulevardniveau - sie merken, dass das bei Teilen ihrer großteils unkritischen und im Fall der FPÖ unterdurchschnittlich gebildeten Klientel gut ankommt. Eine Pressekonferenz im Kindergarten kann das sprichwörtlich illustrieren. Das ist aber für Politik und politische Gestaltung unserer Gesellschaft bei weitem nicht ausreichend und wohl nicht einmal für eine Seifenoper im Vorabendprogramm. Das alles ist Schmonzes. Ebenso der Knicks Österreichs Außenministerin Kneissl vor Vladimir Putin, der die naive, anbiedernde Demutsgeste still genossen haben dürfte. Das zeigt mangelnde diplomatisch Professionalität und zeigt, in welchem Ausmaß sich Mitglieder der Regierung von persönlichen Stimmungen und Selbstgefälligkeiten leiten lassen. Die Schwarz-Blaue Regierung III tut so, als ob
(Vahinger) sie regierte und wo sie handelt macht sie das in einer rücksichtslosen Hemdsärmeligkeit, die einem Bang werden lässt.
Das Amtsgeheimnis gehört zu Österreich, wie der wirkliche Hofrat. Es ist für gelernte Österreicher unverzichtbar, vor allem für jene, die dadurch geschützt werden.
Die Abschaffung des Amtsgeheimnisses, das im Verfassungsrang steht und die Einführung eines Informationsfreiheitsgesetzes schmeckt daher nicht allen. Der Gemeindebund stemmt sich vehement dagegen. Man gewinnt den Eindruck, dass sich Gemeindehäuptlinge bei bislang undurchschaubaren Geschäftigkeiten, zB. bei Umwidmungen, Baubewilligungen, Beteiligungen, Förderungen etc. pp. durch die Abschaffung des Amtsgeheimnisses in ihrem Treiben gestört fühlen. Es geht um den Schutz sensibler Daten, wohl auch solcher, die in einigen Fällen womöglich Staatsanwaltschaften interessieren könnten. Der Gemeindebund argumentiert in einer Stellungnahme gegenüber dem ORF, dass es in der Vergangenheit zu sehr fraglichen und aufwändigen Informationsersuchen von Bürgern mit „verdichtetem Rechtsempfinden” gekommen sei.
im Gemeindebund tut man das Einstehen für Rechtsstaatlichkeit und Transparenz offenbar als „verdichtetes Rechtsempfinden” ab. Es stellt sich die Frage, wie das Rechtsempfinden diverser Funktionäre des Gemeindebunds und wohl vieler Bürgermeister unter solchem Vorzeichen zu bezeichnen wäre. Die Stellungnahmen jedenfalls zeigt, wie notwendig es ist, durch ein effektiv ausgestaltetes Informationsfreiheitsgesetz die sauren Wiesen trocken zu legen – ganz im Sinne des verstorbenen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger.
Im Ö1 Morgenjournal des ORF fragte ein Journalist den kürzlich per Misstrauensvotum entlassenen Bundeskanzler Sebastian Kurz mit Blick auf die erneuten Kosten eines Wahlkampfes knapp zwei Jahre nach der letzten Wahl: Der Souverän, der Steuerzahler, der wählt jetzt nach zwei Jahren schon wieder und das kostet wieder Steuermillionen.
Ich bin entsetzt, nicht nur über das schwerwiegende Defizit an Allgemeinbildung, sondern dass dieser Journalist offenbar unreflektiert einer Propaganda der gescheiterten Schwarz-Blauen Bundesregierung folgt, die sogenannte „Leistungsträger” (und damit Steuerzahler) quasi als Souverän hofierte.
Merksatz: Der Souverän der Republik Österreich ist immer noch das Volk.
Das Publikum ist scheu - passt die Qualität einer künstlerischen Darbietung nicht, so wird es schnell flüchtig. Viele Dilettanten haben damit große Probleme.
In einem Café mit schönem Ausblick auf den Attersee habe ich ein Gespräch dreier Damen mittleren Alters mitangehört. Sie sprachen so laut, dass sich das nicht vermeiden ließ. Es ging um Hunde und Hundehalter. Eine Dame erzählte etwas aufgebracht: Stellt euch vor …
Etwas zu auffällig laut unterhielten sich zwei junge Frauen in einem Kaffee am Nebentisch. Offenbar legten beide, die eine wohl Ende Zwanzig, die andere Mitte Dreißig Wert auf Kleidung und Accessoires. Sicherlich nicht ganz preiswert, dennoch ziemlich geschmacklos und billig. Aussprache und Tischmanieren waren nicht besonders ausgeprägt. Sie unterhielten sich über Schuhe. Eine erzählte, dass ein bestimmter Schuh, den sie unbedingt haben müsse, in Österreich noch nicht erhältlich sei. Deshalb wolle sie am Wochenende nach London fliegen, um ihn dort zu kaufen, „vielleicht sogar etwas billiger”.
Ich denke, dass die Klimadiskussion und Themen wie Flugscham an diesen beiden sang- und klanglos vorüber gegangen sind. Und sie werden nicht die einzigen sein.
Das Verhalten der großen Gruppe der Hedonist*innen und Konsumorientierten wird man wohl nicht durch Bewusstseins- und Bildungsarbeit beeinflussen können, sondern nur durch spürbare Verteuerung von Konsumgütern und bestimmten Formen der Mobilität, zum Beispiel durch Steuern.
Ungeniert lärmt ein Nachbarn wieder im Garten. Die Amseln sind verschreckt.
Einige Business Angels beklagen, dass der Staat zu wenig für Startups tue. Gemeint ist natürlich, dass er zu wenig finanzielle Mittel (natürlich: Fördermittel) bereitstellt. Österreichische Business Angels sind eben doch sehr österreichisch.
Es war ein geselliger Abend, als Otto Breicha, damals noch Leiter des Rupertinums Salzburg, in seiner gewohnt launigen Art erzählte, dass er bei der Ausstellung eines amtlichen Dokumentes Probleme bekommen hatte: Auf die Frage nach seinem Beruf hatte er angegeben: Schmetterlingsfänger.
Immer wenn mich jemand nach meinem Beruf fragt, kommt mir seither Schmetterlingsfänger als erstes in den Sinn. Jemand der nicht wie Novalis auf der Suche nach der blauen Blume ist, sondern mit Spitzweg auf der Suche nach blauen Schmetterlingen.
Beim Stichwort Angsttherapie für Katzen
musste ich die Zeitung zur Seite legen und mein Frühstück unterbrechen. Die Sendung des ORF Die Sprache der Stubentiger
bot ein seltenes Meisterstück für Anthropomorphisierung von Katzen. Dass verschlagene Hunde meist bissig und aggressiv sind, ganz ähnlich wie verschlagene Menschen, ist bekannt. Die Aussage, dass Katzen mit einer Angststörung therapiert gehören, ist allerdings verblüffend.
In meiner Jugend, ich erinnere mich gut, denn das ist noch nicht wirklich sehr lange her, war Arbeit am Sonntag verboten - auch für privates Handwerken, soweit zumindest andere davon betroffen waren. Wer also den Sonntag nutzte, um Bauarbeiten am Haus durchzuführen, mit der Motorsäge Bäume fällte, den Häcksler anwarf oder ähnliches hatte ein Problem: Nicht, weil er gegen eine Lärmschutzverordnung verstieß, die es damals noch kaum gab, sondern weil er gegen die Sonntagsruhe verstieß. Ruhe war dabei wörtlich zu verstehen.
Klaus von Dohnanyi hatte in einer Talkshow das rüpelhafte Benehmen Donald Trumps am G20 Gipfel nicht weiter kommentieren wollen. Er meinte, es gäbe genug Leute mit schlechter Kinderstube. Das sei nun mal so. Es sei bedauerlich aber es nützte nichts, sich darüber aufzuregen. Es gäbe Wichtigeres
Rüpelhaftes Benehmen wird immer selbstbewusster zur Schau getragen, als sei das etwas, worauf man sich etwas einbilden könnte. Manche glauben, dagegen mit Gesetzen und Verordnungen vorgehen zu müssen. Das mag kurzfristig etwas verbessern - wenn es gut geht. Letztlich können Gesetze und Verordnungen aber Kinderstube, gelungene Sozialisation und Inkulturation nicht ersetzen. Es braucht wieder eine positive Sicht auf das, was durch die Kirche leider in Mißkredit kam: Moral, im Sinne von Sitten (lat. mos)
Wenn ÖVP und FPÖ den Staat Österreich wie in einem Handstreich übernehmen und ihre Macht ausbauen und sichern wollen, dann ist das kein Streich mehr, sondern bitterer Ernst. Es ist nicht lustig mit ansehen zu müssen, wie – durchaus schlau – ein Sebastian Kurz agiert, mit Initiativanträgen das Parlament mehr oder weniger beiseite schiebt, mit glatter Rhetorik Kritik abgleiten lässt und sich ansonsten, wie zuvor schon Wolfgang Schüssel, nicht einmal bemüht, den Österreicher*innen und den in Österreich lebenden Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft Rede und Antwort zu stehen. Österreich folgt offensichtlich dem Modell Polen unter PiS mit Jarosław Kaczyński und Ungarns unter Victor Orban. Das gilt es zu verhindern.
Karenzunterbrechung von Lehrer*innen ausgerechnet in der Ferienzeit ist eine bewusste Ausnutzung des Systems zu Lasten des Gemeinwesens.
Vielfach wird Migranten vorgeworfen, dass sie sehr schnell herausfinden, wie sie das Sozialsystem ausreizen können, dass sich Informationen zu rechtlich zulässigen Umgehungen und Optimierungen in Windeseile unter ihnen vertreiben würden. Nichts anderes passiert hier. Eine ohnehin gut bezahlte und mit Ferien üppig ausgestattete Berufsgruppe hat erkannt, dass eine Karenzunterbrechnung von Lehrer*innen während der Ferien einfach genial ist. In der Schule tut sich ohne nichts und im Regelfall bleiben diese Lehrer*innen einfach zu Hause, so sie nicht gar in Urlaub fahren. Die Partner nehmen in dieser Zeit Väter- bzw. Mütterkarenz. So gewinnen diese Paare vier bis acht Wochen gemeinsamen Urlaub dazu – bezahlt vom Gemeinwesen.
Die zuständige Ministerin Iris Eliisa Rauskala meint dazu: Die Unterbrechung der Elternkarenz in den Ferienmonaten Juli und August stellt keine Sonderbestimmung für Lehrerinnen und Lehrer dar, sondern gilt für alle öffentlich Bediensteten. Es handelt sich um keine Gesetzeslücke.
Entsprechend sieht die Ministerin auch keinen Handlungsbedarf. (ORF, ZIB2 vom 8.7.2019)
Das Lehrerdienstrecht ist laut Andreas Salcher auf Ausgabenmaximierung ausgelegt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, auch wenn das Minister*innen anders sehen wollen.
Es reichten schon einige Akkorde, Takte oder erste Sätze aus Büchern oder Zeitschriften, um zu wissen, ob ich das schon gehört oder gelesen hatte. In vielen Fällen gelang auch die Zuordnung. Seit einiger Zeit stelle ich fest, dass ich mich an Fernsehfilme, also kurzweilige oftmals nicht besonders anspruchsvolle Unterhaltung, weniger gut erinnern kann. Das erweist sich gerade in Sommermonaten als Vorteil. Zunehmend viele Wiederholungen lassen mich mittlerweile kalt.
Gefaltete Zeit. 1995 und 2018 sind heute. Smoke. Ein wunderbarer Film mit Harvey Keitel, William Hurt, Forest Whitaker und Giancarlo Esposito in der Regie von Wayne Wang. Meine erste Begegnung mit Paul Auster als Drehbuchautor. Als wären nicht 23 Jahre vergangen bin ich wie damals ganz eingenommen von diesem Film, bin im Lebensgefühl, das heute und damals nicht zu unterscheiden vermag. Ein grandioser Film. Stöbern in alten DVD Schachteln brachte mich auf die Zeitreise in ein erweiteretes Jetzt.
Ich habe ein sehr gutes Episodengedächtnis, sehr detailliert. Wenn ich mich beispielsweise an einen Raum erinnere, in dem ich gelebt habe oder wo ich zu tun hatte, dann kann ich mich darin bewegen und nicht selten sind es fast fotographische Bilder, etwas seltener akustische und olfaktorische Eindrücke, die da sehr präzise „aufsteigen”. Manchmal bin ich überrascht, was eine Erinnerung ans Licht bringt, als würde es mir im Moment erst bewusst, als sei etwas an einem anderen Ort in meinem Gedächtnis verborgen gewesen und nun ins Bewusstsein gehoben worden. Das ist sehr anregend, immer bereichernd. Es kommt so immer auch zu Entdeckungen.
Erst in den letzten Jahren, besonders seit einigen Wochen wurde mir klar, dass diese Erinnerungen detaillierte Beschreibungen darstellen. Wenn ich etwas rieche, dann rieche ich das nicht, sondern ich kann den Geruch beschreiben. Wenn ich mich an Geräusche erinnere, dann ist es, als würde ich sie beschreibend erleben. Es fehlt aber immer das Spüren zunächst und dann fehlen die Gefühle, die dadurch ausgelöst wurden. Die Gefühle, die dabei kommen, sind aus der Gegenwart und beziehen sich darauf, was diese Erinnerung bei mir auslöst. Es sind nicht die Gefühle von damals. →
politisch und rhetorisch wendig und schlau,
ehtisch und intellektuell hölzern und unambitioniert.
Der humanistisch gebildete, so genannte Bauern Breugel, Pieter Bruegel der Ältere, macht in einem 1557 entstandenen Druck auf ein nicht unaktuelles Missverständnis aufmerksam: Der Esel in der Schule. Der Esel, den man in die Schule schickt, bleibt ein Esel. Das mag politisch nicht ganz korrekt sein, aber es ist ein guter Kommentar zur akademischen Bildungsinflation und einem unsinnigen Ziel hoher Akademikerquoten.
Bilder meiner Vergangenheit
durchziehen mich wie Wolken den Himmel,
mal langsam, mal schnell und flüchtig.
Mit ihnen ziehen Gefühle, Gerüche, Klänge
gegenwärtig, als gäbe es keine Zeit.
Bafler, Schwätzer der Sonderklasse, wie es Martin Lüdke nannte, haben es noch nicht einmal in den Duden geschafft. Dort findet sich allenfalls Bafel
, das Geschwätz
und bafeln
schwatzen
. Dabei trifft man Bafler zu Hauf in der Politik, der sogenannten Gesellschaft und auch in der Wirtschaft sind Bafler weit verbreitet. Selbst in der Wissenschaft scheinen Bafler keine Ausnahmeerscheinung mehr zu sein. — Ist der Bafler, der neue Dandy?
In jungen Jahren wusste ich nach den ersten Augenblicken, ob ich einen Film schon gesehen, eine Musik schon gehört hatte. Ich wusste nach wenigen Worten, ob ich einen Artikel, ein Buch oder ein Gedicht schon gelesen hatte. Selbst trash war davon nicht ausgenommen. Nun kommt es vor, dass ich eine ganze Folge einer Serie schauen kann und mich nicht daran erinnere, obwohl ich zuverlässig weiß, dass ich die Folge schon gesehen haben muss.
Unterhaltung scheint mein Gedächtnis offenbar weniger anzuregen als früher. Unterhaltung ist das, was den Augenblick angenehm macht, aber weder für die Vergangenheit noch die Zufkunft bedeutsam ist. Warum das also im Gedächtnis behalten? Im Alter wird mein Gedächtnis offenbar anspruchsvoller. Das hat gewichtige Vorteile: Ich merke mir wirklich Dinge mit Bedeutung und vergesse Beiläufiges. So kann ich mir mit zunehmendem Alter Serien wohl immer wieder anschauen, mit ungetrübtem Unterhaltungswert, weil ich mich nicht daran erinnern werde – einzige Ausnahmen werden anspruchsvolle Mise en Scène bleiben.
So reich an urbanen Kontexten ist Österreich nicht. Wien: kommt darauf an, Graz: etwas, Salzburg: zeitweise, Linz: —. Wenn so richtige Landeier, gestandene Mannsbilder und gestandene Weibsbilder vom Land wegziehen und in die Stadt kommen, dann nehmen diese gestandenen Leute eher selten städtische Lebensformen an und urbane Lebenskultur, sondern sie versuchen sehr häufig der Stadt und der Umgebung in der sie leben, ihr ländlich geprägtes Selbstverständnis aufzuprägen. Linz hat dem nicht wirklich etwas entgegenzusetzen, da es keine wirklich urbane Kultur gibt, die in der Lage wäre, Landeier zu assimilieren. So bleibt Linz nicht nur Provinz, sondern verdörfelt zunehmend.
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.
Gaudium et Spes, 1965
Die Phänomene Trump, Salvini, Orban, Kurz, Erdogan, Kazcynski, Bolsonaro usf sowie die wachsende Zustimmung, die sie und und ihre rechtspopulischen, rechtsnationalistischen und rechtsextremen Gesinnungsgemeinschaften finden, lassen sich rational nicht wirklich erklären. Gesellschaften im Neurasthenie-Fieber bieten den Nährboden, der von Populisten intensiv gedüngt wird.
Wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.
Prolos sind überwiegend äußerst unangenehme Zeitgenossen. Prolos finden sich in allen gesellschaftlichen Schichten, weswegen ich den Ausdruck Prolet
nicht so gerne verwende, denn selbst sogenannte Akademiker erweisen sich hin und wieder als ausgemachte Prolos. Tragisch ist, dass viele Prolos in ihrer Selbstwahrnehmung weder Bildungs- noch Kulturdefizite erkennen noch das erhebliche Defizit an Umgangsformen und Anstand.
Die Corona Krise hat so manche Missstände ans Tageslicht gebracht, viele Schwachstellen in unserer Gesellschaft aufgedeckt und gezeigt, dass ein weiter so nach der Pandemie die nächste Pandemie geradezu provoziert. Die Corona Krise hat gezeigt, wie hilflos und überfordert großteils Regierungen handeln und dabei weder davor zurückschrecken, die Pandemie wegzureden noch die eigene Wirkmächtigkeit und Kontrolle als verlässlich herauszustreichen.
In Österreich wird von Woche zu Woche deutlicher, wie überfordert der Bundeskanzler, Sebastian Kurz, ist, wie wenig seine Flucht in rhetorisch taktische Propaganda und Regierungsmarketing noch wirken und wie hoch der Vertrauensverlust mittlerweile ist.
Geburtstagsfeier im Garten. Eine Schar junger Frauen feiert einen runden Geburtstag. Ihre Gaudi ist weit zu hören. Und ich dachte, dass vor allem Männer so laut und rücksichtslos sein können.
Das erinnert mich an ein Interview. Ein erfolgreicher Geschäftsmann erzählte, dass sein Ehrgeiz darin bestand, so erfolgreich zu sein, dass auch er sich Kaviar zum Frühstück leisten könnte. Er meinte lakonisch, dass das seinem Sohn nicht mehr genüge. Er will, dass andere sehen, dass er sich Kaviar zum Frühstück leisten kann. Nicht der Genuss schafft ihm Befriedigung, sondern der Neid derer, die sich das nicht leisten können. Aber das ist armselig.
Dass Dummheit kein Privileg formal unzureichend Ausgebildeter ist, zeigen die Berichte über Versuche mit Affen und Menschen, sie Gas auszusetzen. Es war zwar nicht Zyklon B, sondern Stickstoffdioxid, aber immerhin hätten, gerade bei deutschen Autobauern, sämtliche Alarmglocken schrillen müssen, bei der Kombination von Gas und Menschen, bei Versuchsreihen an Menschen.
Historisch unzureichend gebildet, ethisch unsensibel bis unterbelichtet und moralisch verwahrlost - anders kann man das nicht nennen. Das trifft nicht nur auf die Verantwortlichen der Autoproduzenten zu, die sich dazu verstiegen haben, sondern auch auf die Mitglieder der Ethikkommission, die dem Vernehmen nach mit den Versuchen befasst waren und diese genehmigten. Dass Ethik nicht nur in fachwissenschaftlichen Kategorien, sondern u.a. auch in geschichtlichen Dimensionen verstanden werden muss, scheint den Mitgliedern nicht bewusst zu sein. Sie sollten allesamt zumindest suspendiert, wenn nicht gar abberufen werden.
Die Gedankenlosigkeit ist unfassbar.
Beim Gebrauch von Begriffen macht sich zunehmend ein gewisser Schlendrian breit, selbst bei der Verwendung von Fachbegriffen. Dabei geht es nicht um Fragen einer akademischen Kür, sondern bei Begriffen kann es ums Ganze gehen. Am Beispiel des Begriffs „Diagnose” wird anschaulich, dass dieser Schlendrian, dann, wenn beispielsweise ein Arzt eine Vermutung als Diagnose ausgibt, einem Patienten gehörig schaden kann oder wenn eine Krankheit nicht als Krankheit diagnostiziert werden kann, weil diese nicht in international statistischen Klassifikationssystem aufscheint, wie beispielsweise im ICD-10 oder DSM-5.
Gerade in Österreich ist das Floriani-Prinzip stark verankert, die Bitte an den Heiligen Florian, das eigene Haus von Feuer zu verschonen und statt dessen ein anderes Haus anzuzünden. Sebastian Kurz dürfte dieses Prinzip zur Handlungsmaxime erhoben haben. Anstatt sich substantiell mit potentiellen Bedrohungen oder Gefahrenlagen auseinanderzusetzen und tragbare Lösungen zu erarbeiten, versucht er diese auf andere abzuschieben.
Die Form der Anrede spiegelt die Beziehungsqualität zu einem Gegenüber, wie gut oder weniger gut man sich kennt, wie viel Distanz oder Nähe man für angebracht findet und welchen Grad an Vertrautheit man zulassen will und kann. Es sind feine Unterschiede, aber oft entscheidende.
- L ebensbereich vor Produktionsbereich in der Gesellschaft
- I mmaterielle Faktoren vor materiellen Faktoren in der Wirtschaft
- L angfristigkeit und Ganzheitlichkeit in den Werten und Zielen
- A lternative Sanftheit im Umgang mit der Welt
Über viele Jahre, Jahrzehnte dachte man, war man überzeugt, dass unsere Gesellschaften nicht mehr hinter die Demokratie zurückfallen könnten, dass nationalsozialistisches, faschistisches und menschenverachtendes Gedankengut über kleine Gruppen ewig Gestriger nicht mehr hinauskommen, gar wieder gesellschaftsfähig werden könnte. Ich war davon überzeugt, wenngleich ich heute nicht so recht weiß, 0b diese Überzeugung wirklich eine Überzeugung war oder Selbstberuhigung, wie das Pfeifen im dunklen Wald. …
Linz, neben Nürnberg, Berlin, München und Hamburg eine der fünf ‚Führerstädte’ und von Hitler mit den Ehrentiteln ‚Gründungsstadt des Großdeutschen Reiches’ und ‚Patenstadt des Führers’ bedacht, weigert sich konsequent, den Opfern des NS Terrors in der Stadt durch sogenannte „Stolpersteine” zu gedenken. Dabei sollten die Stadtpolitiker gerade bei Steinen besonders sensibilisiert sein. In vielen der sogenannten Hitlerbauten, wie beispielsweise bei den Brückenkopfgebäuden und der Nibelungenbrücke in Linz wurde Granit vewendet, der im KZ Mauthausen unter Zwangsarbeit abgebaut wurde. ((#rafetseder 1)) Es ist auch davon auszugehen, dass viele Granitsteine zur Pflasterung der Stadt aus Mauthausen stammen.
Die Lage in Österreich ist unübersichtlich geworden. Es ist nicht klar, wohin das Land unter der rechtspopulistischen Regierung von ÖVP und FPÖ driftet, beziehungsweise wie sehr rechtsnationale Gesinnungspolitik durchschlagen wird. Opposition und Medien haben noch nicht wirklich realisiert, dass die Schwarz-Blaue Regierung außerhalb der eingefahrenen, bekannten Strategiespiele operiert und das sehr professionell und rücksichtslos. Speed kills. Wer führt Regie und wer, selbst unter den MinisterInnen kennt das Drehbuch, oder hat es verstanden? Viele in der Entourage eines Kurz und Kickel sind ebenso ahnungslos wie die Opposition und die Medien.
Peter Sloterdijk ist zweifelsohne ein brillanter Essayist, ein sehr belesener und gebildeter Kulturwissenschaftler und Selbstdarsteller, wohl aber kein bedeutender Philosoph, denn dazu fehlt ihm die Fähigkeit zur kritischen Selbstdistanz, zur Selbstkritik. Insofern ist Peter Sloterdijk eine tragische Figur, denn allem Anschein nach fühlt er sich zu nichts weniger als zum Herrenreiter unter den Philosophen berufen.
Als ich meine Gedanken im Beitrag Was Astor Piazzola mit Satin zu tun hat
niederschrieb und veröffentlichte, hatte eine erstaunliche Transformation stattgefunden. Nach einigen Stunden, in welchen ich Musik von Astor Piazzola gehört und mir eine sehenswerte Dokumentation zu seinem Leben und seiner Musik angesehen hatte, hatte ich den Namen Astor Piazzola gespürt einige hundert Male gehört, gelesen, erinnert und zur weiteren Suche im Internet aktiv genutzt. Als ich dann den Beitrag verfasste, stand da allerdings nicht Astor Piazzola, sondern Airto Moreira. Obwohl ich im Text auf „Los Pajaros Perdidos” verwies und dort unübersehbar „El Tango de Astor Piazzolla” zu lesen war, schrieb ich von Moreira und Milva. Zwar spürte ich ein diffuses Unbehagen, kam aber erst tags darauf dahinter, was es auslöste.
Als was fühle ich mich in diesem Staat oder in der europäischen Staatengemeinschaft? Eine schnelle Antwort lautet in der Regel: als Bürger, als Staatsbürger. Als was sollte man sich auch sonst fühlen? Entsprechend wird wenig darüber nachgedacht. Schließlich bietet die deutsche Sprache auch nicht viele Alternativen.
In der Österreichisch-Ungarischen Monarchie sahen sich Menschen noch eher als Untertanen, denn als Bürger, abgesehen von jenen, die dem besitzenden städtischen Bürgerstand angehörten, der Bourgeoisie. Auf diese Idee käme heute wohl niemand mehr, auch wenn manche Politiker agieren, als hätten sie immer noch Untertanen vor, bzw. unter sich.
Im Französischen gibt es einen Begriff, der etwas bezeichnet, wofür es im Deutschen nicht wirklich eine Entsprechung gibt: den Begriff des Citoyen. Warum ist das so?