Ein Träumer halt
Über die Straße hörte ich einen Satzfetzen „ … ein Träumer”, was mich hellhörig machte, zumal der Ton etwas abschätzig war, nicht vorwurfsvoll, aber bedauernd, fast mitleidig („Ein Träumer halt”).
Nun wollte ich schon fortsetzen: „dabei gibt es viel zu wenige Träumer!” Dann fielen mir die vielen ein, die von einem Schlaraffenland des Konsums träumen, von Reichtum, Weltreisen, Anerkennung … , selbst aber wenig dazu unternehmen, diese ‚Haben-Träume’ zu verwirklichen. Solchen Träumern wünschte ich, sie würden erwachen, die Augen aufmachen und über sich selbst staunen.
Aber die anderen Träumer, die ‚Seins-Träumer’, sie fallen nicht so auf. Viele sind zurückgezogen, auch wenn sie deshalb nicht gleich einsiedeln. Es sind Träumer, die vor allem wahrnehmen was ist: den Klang der Vögel, den Wind auf der Haut, die Schönheit der Welt, selbst im Unscheinbaren. Sie sollte es mehr geben. Träumer zu sein heißt da zu sein, an einem bestimmten Ort in Gegenwart. Im Da-Sein steht die Zeit still (und das ist es, was andere sagen lässt: „Ein Träumer halt.”)
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