Die ehemalige Führerstadt Linz stolpert über Steine
Linz, neben Nürnberg, Berlin, München und Hamburg eine der fünf ‚Führerstädte’ und von Hitler mit den Ehrentiteln ‚Gründungsstadt des Großdeutschen Reiches’ und ‚Patenstadt des Führers’ bedacht, weigert sich konsequent, den Opfern des NS Terrors in der Stadt durch sogenannte „Stolpersteine” zu gedenken. Dabei sollten die Stadtpolitiker gerade bei Steinen besonders sensibilisiert sein. In vielen der sogenannten Hitlerbauten, wie beispielsweise bei den Brückenkopfgebäuden und der Nibelungenbrücke in Linz wurde Granit vewendet, der im KZ Mauthausen unter Zwangsarbeit abgebaut wurde. ((#rafetseder 1)) Es ist auch davon auszugehen, dass viele Granitsteine zur Pflasterung der Stadt aus Mauthausen stammen.
Dass sich Linz ausgerechnet auf die ebenfalls ehemalige Führerstadt München ausredet, in der die Stadtpolitik „Stolpersteine” nicht nur nicht befürwortet, sondern gesetzte Stolpersteine sogar ausgraben ließ, ist doch eher seltsam.
Es gab im 2009, als Linz den Titel ‚Kulturhauptstadt Europas’ trug, ein Projekt namens „,IN SITU. Zeitgeschichte findet Stadt: Linz im Nationalsozialismus”. Hier wurden im öffentlichen Stadtraum in Form von Schablonensprayungen (Stencils) an 65 Orten in Kurzform Bezüge zur NS-Zeit hergestellt. Ich erinnere mich noch daran, dass es bei der Genehmigung wichtig war, dass die hergestellten Bezüge ephemer waren, also im Laufe weniger Monate wieder verschwinden sollten, jedoch quasi als Feigenblatt der Stadt Linz im medialen Fokus europäischer Berichterstattung als Nachweis der Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte dienen könnten. Ähnliches versuchte man schon mit dem Titel „Friedensstadt” Anfang der 80er Jahre.
Es bleibt der Eindruck, dass Linz wirklich große Probleme damit hat, mit seiner dunklen Geschichte zurande zu kommen, sich einzugestehen, dass einige der größten NS Massenmörder und Schergen des Nationalismus aus Linz stammen und dass die Stadt Linz bis heute zu den größten Profiteuren des Naziregimes zu zählen ist.
Literatur
Rafetseder, Hermann (2014). Zwangsarbeit für den Linzer Brückenkopf. Gutachten im Auftrag des Archivs der Stadt Linz, Erstfassung 2009. URL=http://www.ooegeschichte.at/fileadmin/media/migrated/bibliografiedb/gutachtenbrueckenkopf_hermann_rafetseder_2009.pdf [Abgerufen am 4.11.2018]
2 Kommentare
Kommentar von: gerd sollner
ES verschlägt einem den Atem angesichts solcher Ignoranz und Überheblichkeit aus Oberösterreich. Gerade heute am 9. Nov. , wo die Massen rasten mit Schaum vor dem Mund in ihrem antisemitischen Hass und gleichzeitig sich bereicherten am Eigentum jüdischer Familien müsste die Stadt Linz endlich mal eine Aufarbeitung vornehmen über die Rolle dieser Stadt im Führersystem. Und den ewigen Opferquatsch fallen lassen.
Kommentar von: Paula Nowotny
In der Forschung und im Stadtarchiv Linz sowie im Landesarchiv Oberösterreich ist zur Geschichte im Nationalsozialismus viel und wertvolles gearbeitet worden. So pauschal, wie Sie das darstellen, kann man das nicht formulieren.
Etwas anderes ist die Frage, ob die Forschungsergebnisse ins Bewusstsein von Politik und Gesellschaft vorgedrungen sind. Hier habe ich wie Sie starke Bedenken. Gerade Äußerungen aus den Reihen der FPÖ, die opportunistisch ja nur ein verlängerter Stammtisch ist, zeigen, dass Einstellungen durchaus noch bestehen, die eine erneute Entnazifizierung rechtfertigen würden. Aber auch die ÖVP und in Linz die SPÖ sollten sich schämen..
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