Ich habe ein sehr gutes Episodengedächtnis, sehr detailliert. Wenn ich mich beispielsweise an einen Raum erinnere, in dem ich gelebt habe oder wo ich zu tun hatte, dann kann ich mich darin bewegen und nicht selten sind es fast fotographische Bilder, etwas seltener akustische und olfaktorische Eindrücke, die da sehr präzise „aufsteigen”. Manchmal bin ich überrascht, was eine Erinnerung ans Licht bringt, als würde es mir im Moment erst bewusst, als sei etwas an einem anderen Ort in meinem Gedächtnis verborgen gewesen und nun ins Bewusstsein gehoben worden. Das ist sehr anregend, immer bereichernd. Es kommt so immer auch zu Entdeckungen.
Erst in den letzten Jahren, besonders seit einigen Wochen wurde mir klar, dass diese Erinnerungen detaillierte Beschreibungen darstellen. Wenn ich etwas rieche, dann rieche ich das nicht, sondern ich kann den Geruch beschreiben. Wenn ich mich an Geräusche erinnere, dann ist es, als würde ich sie beschreibend erleben. Es fehlt aber immer das Spüren zunächst und dann fehlen die Gefühle, die dadurch ausgelöst wurden. Die Gefühle, die dabei kommen, sind aus der Gegenwart und beziehen sich darauf, was diese Erinnerung bei mir auslöst. Es sind nicht die Gefühle von damals. →