In den letzten Jahren erstaunen mich selbst in sogenannten „seriösen” Medien zunehmend Formulierungen, die wenig Information bieten, wohl aber unterhaltsam sein sollen. Flappsiger Sprachgebrauch, Anspielungen und Insinuationen häufen sich signifikant. Warum ist das so? Ist das eine Form der Anbiederung, um vermeintlich unterhaltungssüchtige Leser*innen zu bedienen und einen Lerser*innenschwund abzufangen? Das wäre doch sehr naiv.
Wenn ich eine Qualitätszeitung lese, dann will ich keine Berichterstattung auf dem Niveau des Boulevard lesen. Ich will nicht mit Meinungen konfrontiert werden, wo Informationen gefordert sind und ich will, dass seriös recherchiert wird. Da wäre eine mögliche weitere Ursache für diesen zunehmenden saloppen journalistischen Stil benannt. Recherchen, Informationen und deren Absicherungen benötigen viel Zeit und Akribie und verursachen entsprechend Kosten. Plaudern und witzeln können sprachlich einigermaßen begabte Schreiber leichter aus dem Ärmel schütteln. — Das trifft nicht nur auf Printmedien zu, sondern auch auf Nachrichtensendungen in Radio und TV.
Halten manche Redaktionen und einzelne Journalist*innen Ihre Zuhörer*innen und Leser*innen für nicht fähig, sich selbst aufgrund von Informationen eine eigene Meinung zu bilden? Glauben Sie, dass sie deshalb unterhaltsam garnierte Meinungen verbreiten müssen, statt nüchterne Fakten und Informationen? Meinungen gehören in Kommentare, Glossen etc., nicht jedoch in die ordentliche Berichterstattung.